MARQUES ALMEIDA & TERRY BARBER

Mädels im Grunge-Look, die Eyeliner mit einem Marker im Bus auftragen…ein ganz normaler Arbeitstag für Designer Marques Almeida und M·A·C Makeup Maestro Terry Barber

Made for Fashion bringt führende Modedesigner und Makeup Artists für ein offenes Gespräch über Kreativität, Zusammenarbeit und Catwalks zusammen

Für die Designer Marta Marques und Paulo Almeida, dem Duo hinter dem bejubelten Lieblingslabel für ausgefranstes Denim, Marques Almeida, waren ihre Bezugspunkte immer etwas mehr der Grunge-Seite der 90er Jahre zugetan. Wir denken dabei an Courtney Loves 2 Tage alten Lippenstift und krustigen Eyeliner an der Seite taufrischer Haut einer desillusionierten Jugend, wie wir sie aus Corrine Day Fotoshootings kennen. 

Ursprünglich aus Portugal - beide sind Central St. Martins Alumni - haben Marta und Paulo die Marke 2011 gelauncht und rasch eine Fanbase aufgebaut, wobei ihre bekannten navyfarbenen und babyblauen, ausgefransten Stücke sich als klares Gegenstück zum uniformen "Abflussreiniger"- Black Denim positionieren. Seit HW13 hat M·A·C Director of Makeup Artistry Terry Barber ihnen geholfen die Geschichte des Mädchens zu kreieren, das den Catwalk hinunter geschickt wird und dabei zugleich seine eigene und die Wahrnehmung des Designer-Paares von Schönheit verändert.

Marta: Vor eine Show sind Paulo und ich normalerweise längere Zeit in Portugal, um uns im Vorfeld einer Fashion Week um die Produktion zu kümmern. Wir kommen einige Wochen zuvor zurück und sobald wir Haar- und Makeup-Tests machen, beginnen wir zu recherchieren und unsere Referenzen anzusehen, ebenso wie die Empfehlungen unseres Stylisten John Colver.

Terry: Ich weiß mittlerweile wer dein "Typ" Mädchen ist. Wenn man mit jemandem häufiger zusammenarbeitet, weiß man einfach welches Mädchen es sein soll. Ich komme nicht mit falschen Wimpern und beigem Lip Gloss herein - wir möchten nicht plötzlich wie Versace wirken.

Marta: Auch wenn sich die Richtungen etwas ändern, ist der Look normalerweise ziemlich roh und grungy. Es gibt immer eine Hintergrundgeschichte, die wir mit jedem durchgehen. Wir haben die selben Referenzen, wie Corrine Day Shootings und Ausgaben der The Face aus den frühen 90ern..

“Ich bin schon fast auf beschämende Art eine Anti-Schönheit, ich finde sie komplexer und ins-Auge-springender… Die Art und Weise wie wir das Maeup auftragen, verleiht ihr einen ganz bestimmten Spirit.” Terry Barber

Terry: Wenn rote Lippen im Spiel sind, wird es mehr Courtney Love als Gucci – es bleibt immer das Gefühl, dass das Makeup schon ein paar Tage alt ist. Dies ist die Geschichte eines Mädchens, dessen Makeup wohlüberlegt ist. Sie trägt es auf und mag was damit im Laufe der zwei Tage passiert. Es gibt auch die Haut, die man mag, die ungesunde Seite von frisch. Sie ist niemals hässlich, niemals Goth.

Marta: Es ist unaufgeregt aufsässig und es soll auch nicht ironisch sein. Die Art wie sie Makeup trägt, soll Spaß machen. Es ist immer das selbe Mädchen, jede Saison, aber es gibt immer eine andere Background-Story. Die erste Show, die wir gemacht haben, bezog sich auf die 70er und das Chelsea Hotel und verschiedene andere Bezugspunkte, die wir später wieder aufgegriffen haben. Aber es ist trotzdem im Grunde immer dasselbe Mädchen. Sie versucht uns nicht angestrengt zu gefallen, sondern wir müssen uns mühevoll von ihr abwenden. 

Terry: Ein wichtiger Teil ist auch das Casting…

Marta: Definitiv, es geht niemals um die Größe oder die Körperstatur oder um ein hübsches Gesicht, sondern darum, ein Mädchen zu finden, dass das Makeup tragen kann. Wir möchten immer, dass es authentisch wirkt, also müssen wir Models finden, zu denen der Look passt.

Terry: Wir können sie auch nicht komplett umdrehen – wir müssen die kleinen Eigenarten des Models beibehalten. Es ist fast so, als würden wir das was wir tun an jedes Model anpassen. Wenn es darum geht mein Team aufzustellen, dann wähle ich Personen aus, die diese Geschichte verstehen. Wenn sie einfach nur Kardashian Makeup machen möchten, sage ich "Nein". Sie müssen es fühlen, ich erzähle ihnen immer kurz vor der Show die Geschichte des Mädchens. Wenn ich sagen würde, sie hat einen dicken schwarzen Lidstrich...weiß Gott, was herauskommen würde. Wenn ich sage, sie hat das Makeup im Bus mit einem Permanentmarker aufgetragen, dann verstehen sie was ich meine.

Du musst wissen, dass ich die Show wirklich gerne mache. Das ist die Art Schönheit, die mich persönlich anspricht. Ich denke es hat auch die Art wie ich arbeite verändert – ich mag schon fast das Konzept der Anti-Beauty, ich finde diese Art von Schönheit komplexer und es braucht näheres Hinsehen, um die Geschichte des Mädchens mit weniger Produkten hervorzubringen. Die Art wie das Makeup aufgetragen wird, gibt ihr einen bestimmten Spirit. 

Marta: Wir haben immer gesagt: Es geht nicht in erster Linie um das Produkt, sondern um das Mädchen. Wir waren immer davon besessen zu wissen wer sie ist und was sie macht und es ist wirklich schön, dass Terry unseren Enthusiasmus für das Mädchen teilt und nicht nur über technische Raffinessen sprechen möchte. Wir wüssten nicht wie wir uns so ausdrücken sollten.